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Warum
ist die Rechtschreibung reformiert worden? Um
die Zahl der studierfähigen Abgänger der allgemeinbildenden Schulen
erhöhen zu können. Die Rechtschreibreform hat einen Teil der
Rechtschreibfehler, die Schüler vorher gemacht haben, zur
schriftsprachlichen Norm erhoben und damit wegrationalisiert. Jetzt
kann jeder, der weiß, wie man einen Kugelschreiber festhält, das
Abitur machen und hinterher Journalist werden. Vorsorglich haben die
Zeitungen und Zeitschriften schon mal die RSR bei sich eingeführt.
Für hartnäckige Fälle gibt es Jobs in der Politik, zum Beispiel im
Kultusministerium, oder beim Institut für Deutsche Sprache oder beim
Privatfernsehen.
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Für
wen wurde die Reform gemacht? Für
die Eltern natürlich, die nicht länger in der Lage waren, ihren
Kindern teure Nachhilfestunden in Deutsch zu bezahlen, sozusagen als
indirekte Erhöhung des Steuerfreibetrages für Kinder.
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Warum
haben viele Schriftsteller gegen die Reform protestiert? Schriftsteller
glauben, die Sprache sei nur für sie da und sie seien deren
Gralshüter. Mit der RSR ist ihnen ihr Spielzeug weggenommen worden.
Schließlich muß die deutsche Sprache allen zur Verfügung
stehen.
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Warum
ist die Reform modern? Sie
wollen sicherlich auch nicht einen Uralt-Computer haben, sondern
einen, der dem neusten technischen Standard entspricht. Auch die
Sprache muß hin und wieder runderneuert werden. In der
Computertechnik gibt es alle zwei Jahre eine neue Generation von
Prozessoren, die jeder möglichst schnell haben will. Mit der RSR wird
dieses Prinzip auf die Sprache übertragen: Alle zwei Jahre gibt es
ein neues Rechtschreibwörterbuch mit den neusten Regelungen. Die
zuständigen Institute und Ministerien haben Pläne in der Schublade,
den Neuerungszyklus sogar zu beschleunigen, damit bald jährlich oder
halbjährlich die neusten Schreibweisen frisch auf den Markt gelangen
können.
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Wer
braucht eigentlich die Reform? Die
Schulbuchverlage, denn jede Rechtschreibreform erfordert die
Neubeschaffung von Schulbüchern. Die Politik, um festzustellen, ob
die Medien noch ihren Anweisungen gehorchen. Schließlich das Volk,
das begreifen muß, daß die Zeiten, da man ihm aufs Maul schaute,
seit Luther nun wirklich vorbei sind.
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Ist
die Reform für jeden verbindlich? Zumindest,
wenn Sie in den Schulen, Medien, Politik oder Wirtschaft arbeiten
wollen. Privat kann natürlich jeder schreiben, wie er oder sie will.
Heutzutage behelfen sich ja viele mit englischen Wörtern oder bei
SMS-Nachrichten und Emails mit Abkürzungen und Smileys. Aber sobald
Sie sich schriftlich um eine Stelle bewerben, ist die neue Schreibung
angesagt. Daher sollte man sie auch privat verwenden, um sich bei
solchen Anlässen das Umschalten auf Neuschrieb zu ersparen..
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Warum
wird in der RSR nicht nach jedem kurzen Vokal eine
Konsonantenverdopplung vorgenommen? Das wäre doch regelhafter! Wenn
Sie alle Ausnahmen tilgen würden, dann wären bald viele Leute, die
für andere schreiben, weil die es nicht selber können, und viele
Lehrer bald arbeitslos. Das wäre so, als würde man die
Rechtschreibung insgesamt abschaffen. Daß das unweigerlich in Chaos
und Anarchie mündet, liegt auf der Hand, und es gibt zahlreiche
Beispiele in der Geschichte, zum Beispiel der Dreißigjährige Krieg.
Hätten die Menschen damals eine verbindliche Rechtschreibung gehabt,
wäre es nicht zu einer solchen Katastrophe gekommen.
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Manche
Regeln verlangen ein Gefühl für die Standardaussprache des
Deutschen. So muß man nach langem Vokal "ß", nach kurzem
"ss" schreiben. Ist das nicht zuviel verlangt? Keineswegs.
Diese Regeln sind Anreize für Dialektsprecher, sich endlich die
Hochlautung des Deutschen anzueignen.
Und das hat der bayrische
Ministerpräsident nicht zu verhindern gewußt?
Vermutlich haben er und seine
Mitarbeiter das Regelwerk nicht gelesen.
Anm.: Man sollte immer das
Kleingedruckte lesen, bevor man ein endgültiges Urteil fällt. Haben Sie
schon einmal die AGB der Rechtschreibreform-AG gelesen? Ich auch nicht.
Ich habe sie nicht gefunden.
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