Thesen
des Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache (neuer Text auf: Leitlinien) |
Kommentar |
Worum
es geht |
Hinweis:
[Aussprache eines Wortes] |
Die
Sprachen und Kulturen Europas werden in zunehmendem Maße von angloamerikanischem Sprach-
und Kulturgut beeinflusst. Das hat letztlich einen Identitätsverlust der betroffenen
Völker und Volksgruppen zur Folge. Am weitesten fortgeschritten ist dieser Prozess in den
deutschsprachigen Ländern Deutschland und Österreich. |
Das
"angloamerikanische Sprach- und Kulturgut" gehört historisch und ethnisch
ebenfalls zu den "Sprachen und Kulturen Europas". England ist sogar Teil
Europas, die USA wurden von England, Spanien und Frankreich kolonisiert, wobei die in
Nordamerika beheimateten Sprachen und Kulturen zu einem großen Teil vernichtet wurden.
Wenn jemand das Recht, von "Identitätsverlust der betroffenen Völker" zu
sprechen, dann die nativen Völker in Kanada, USA, Mexiko usw. |
Die
übergroße Zahl von Amerikanismen und Anglizismen führt zu Verstehens- und
Verständigungshindernissen, vor allem bei älteren Menschen und bei Menschen ohne
entsprechende Kenntnisse in der englischen Sprache. Nach Artikel 3 Abs. 3 Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland darf niemand wegen seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner
Sprache usw gesellschaftlich benachteiligt werden. Das Demokratiegebot des Grundgesetzes
muss nach unserer Auffassung in seinen Konsequenzen für den alltäglichen Sprachgebrauch
(nachfolgend als Alltagssprache bezeichnet) neu bedacht und erörtert werden. |
Während
Wörter aus dem lateinischen und romanischen Sprachraum größtenteils lautsprachlich
assimiliert wurden (Das französische Wort "nation" wird im Deutschen
[na'tsio:n] ausgesprochen, ohne Nasal.), gilt es als "ungebildet",
englischsprachige Wörter deutsch auszusprechen. Im Fußball gibt es demzufolge keinen
[trainer], sondern einen [traener]. Auch das anlautende "s" wird nicht, wie
sonst im Deutschen üblich, stimmhaft, sondern wie im Englischen stimmlos gesprochen: also
[saet], nicht [zaet]. Diese nicht-deutsche
Aussprache der englischsprachigen Wörter ist einer der Hauptgründe für die Ablehnung
von Anglizismen. |
"Verstehens- und Verständigungshindernisse" haben
Menschen nicht nur, wenn sie auf unbekannte Wörter stoßen, sondern auch, wenn bekannte
Wörter neue Bedeutungen haben. Mehr noch gilt das, wenn die Wörter Teil einer
Fachsprache sind, die nicht Allgemeingut ist. "Verstehens- und
Verständigungshindernisse" hier zu beseitigen, wäre eine wesentlich größere
Aufgabe. Die Bezugnahme auf den Art. 3 des
Grundgesetzes ist indes nur ein Vorwand für eigene Politik. |
Unsere
Sprache lebt und erfährt durch die Übernahme treffender Ausdrücke aus anderen Sprachen
eine Bereicherung. Diese Erkenntnis hat heute in ihrer Anwendung auf Begriffe der
Wirtschaft, der Technik und der Wissenschaft, deren Übernahme im Zuge der Globalisierung
unvermeidbar erscheint, eine besondere Aktualität. Wir reden darum keinem Purismus,
keiner Deutschtümelei und schon gar keinem Sprachchauvinismus das Wort. |
Hier
sichert sich der Verein gegen den Vorwurf ab, hinterwäldlerisch erscheinen zu können.
Wenn man das Argument ernstnimmt, zerfällt die ganze Anti-Anglizismusrhetorik: In der
Regel haben nur die Importwörter Bestand, die aufgrund ihrer festen begrifflichen
Verankerung in bestimmten Wissens- und Fachbereichen zu deren sprachlicher Formulierung
beitragen. |
Unsere
Sprache, die von jedem Mitglied der deutschen Sprachgemeinschaft als Muttersprache neu
erlernt werden muss, erleidet durch den unverhältnismäßig stark zunehmenden Gebrauch
von Wörtern und Wendungen aus dem angloamerikanischen Sprachraum zugleich Schaden
mit negativen Konsequenzen für den Prozess der Identitätsfindung der Individuen. |
Die
"Identitätsfindung der Individuen" ist ein komplexer psychologischer Prozeß
(ich benutze die alte Rechtschreibung!), der nichts damit zu tun hat, ob der Einzelne ein
paar englische Sprachbrocken verwendet oder überhaupt schlechtes Deutsch spricht.
Hingegen ist der Versuch, über politische Instanzen und über die Bildungseinrichtungen
den Bürgern eine bestimmte Sprache vorzuschreiben, ein höchst undemokratischer Eingriff
in die Privatsphäre und kann u.U. zu Störungen beitragen. |
Durch
das ungehinderte Eindringen von angloamerikanischen Wörtern und Wendungen droht sich
insbesondere die deutsche Sprache in einem Maße zu verändern, das weit über das
hinausgeht, was sie in ihrer Geschichte durch Übernahmen z.B. aus dem Lateinischen und
Französischen erfahren hat. |
Die
Wörter dringen nicht ungehindert ein - das verwendete Bild ist falsch, sondern sie werden
von Menschen übernommen und verwendet. Der Verein vergleicht den Import der Anglizismen
mit dem der Latinismen und Romanizismen früherer Jahrhunderte; damals war die deutsche
Sprache weitaus gefährdeter als heute (mehr dazu). |
Die
eingeschleusten angloamerikanischen Wörter und Wendungen werden dabei meist unangepasst
an die Struktur der deutschen Sprache verwendet, so dass deren Regelsystem und ihr
Tiefencode beschädigt werden. |
Den
"Tiefencode", von Noam Chomsky im Rahmen seiner Generativen
Grammatik eingeführt, wurde von ZEIT-Redakteur Dieter E. Zimmer (besprochen von
Gerlinde Ulm Sanford, New York) für seine Anglizismuskritik entdeckt
und abgewandelt. |
Zimmer "unterscheidet fünf Ebenen, auf denen jede Sprache
ganz bestimmte Regeln aufweist, die phonemische, die morphemische, die Ebene der
Beziehungen zwischen Lauten und Buchstaben, die morphologische und schließlich die
syntaktische Ebene.
'Normalerweise heißen sie im Deutschen nicht so, aber hier sollen die Regeln dieser fünf
Ebenen kurz als der "Code" einer Sprache bezeichnet werden - und da dieser Code
keinem ihrer Sprecher je zur Gänze bewußt wird, daß er ihn ausformulieren könnte, da
nur ein paar Sprachwissenschaftler mehr als eine Handvoll seiner Regeln angeben könnten,
soll er hier «Tiefencode» heißen.'"Zimmer
erhebt den Vorwurf, daß ein Großteil der importierten englischsprachigen Wörter nicht
der deutschen Phonemik und Morphologie angepaßt wird. Beispiel: "Du hast das
backuped? backupt? gebackupt? upgebackt? aufgebacken?" Zudem wird "Backup"
nicht [bakup], sondern [baekap] gesprochen.
Korrekt wäre die 3. Lösung: "gebackupt" als
Partizip Perfekt von "backup", sofern dies als Verb verwendet wird.
Normalerweise wird das Wort in dieser Form überwiegend nur gesprochen oder im Usenet
verwendet, in dem sich viele ohnehin wenig um "Recht(s)sprachlichkeit" scheren
oder bewußt dagegen verstoßen (Hierzu siehe Aufsatz "Online schreibt
jeder, wie er will" von Maria Benning in Telepolis).
Tatsächlich liegen jedoch in keinster Weise
Regelverletzungen vor. Ein schlechter Deutschunterricht unterstellt zwar, daß die Sprache
eine ontologische Entität ist bzw., schlimmer, als halbstaatliche Institution mit
Sanktionsrechten begriffen wird; in Wirklichkeit ist sie gebunden an ihre Sprecher und
Teil des sozialen Systems, das diese bilden. Die Tatsache, daß "Abstriche" der
Sprache in Form von Texten konserviert werden, erhebt diese allenfalls zu
Orientierungspunkten beim schriftlichen Formulieren. Aber auch hier gilt, daß die
üblicherweise verwendete sprachliche Form vom sozialen Kontext abhängt. Die Sprache
eines Besinnungsaufsatzes z.B. wäre in einem Bewerbungsschreiben ebenso deplaziert wie
die lockere Art, sein Posting in einer Newsgroup zu verfassen. Die Fähigkeit eines
Sprechers, seine Sprache zu beherrschen, schließt somit immer auch die Fähigkeiten ein,
verschiedene Codes, Schriftformen und Ausdrucksweisen je nach Anlaß und Adressat
anzuwenden. |
Die
Eindämmung dieses Prozesses betrachten wir deshalb als unsere vorrangige Aufgabe. |
Auf
die real existierende Komplexität der (deutschen) Sprache gehen die Sprachschützer nicht
ein. Für sie ist Sprache eine halbstaatliche Institution mit
Sanktionsrechten, und sie maßen sich an, Vollstrecker der - vermutlich von ihnen
definierten - Sanktionen zu sein. |
Die
Fachsprachen und verbunden damit die jeweilige Terminologie verschiedener Wissenschaften
nehmen insoweit eine Sonderstellung ein, als es mehr als in der Alltagssprache sinnvoll
sein kann, Anglizismen, insbesondere solche mit international gebräuchlichen
Wortstämmen, nicht durch deutsche Begriffe zu ersetzen. Entsprechendes gilt für eine
Reihe von Internationalismen. |
Hier
wiegeln sie wieder ab, um nicht als Hinterwäldler zu gelten. Die Anglizismen "mit
international gebräuchlichen Wortstämmen" oder gar die
"Internationalismen" (??) wollen sie akzeptieren, falls diese in
"Fachsprachen" verwendet werden. Die Obrigkeit läßt Gnade walten und gestattet
einigen Experten, sich angemessen auszudrücken. Soviel zum Demokratieverständnis des
Vereins. |
Was
wir wollen |
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Wir
wollen dem oben geschilderten Prozess entgegenwirken, gemeinsam mit gleichgerichteten
Initiativen in Deutschland und anderen europäischen Ländern, sofern diese nur auf die
Erhaltung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt Europas gerichtet und nicht mit
nationalistischen oder revisionistischen Zielsetzungen verbunden sind. |
Hier
artikuliert sich ein politischer Wille, den es durchzusetzen gilt, auch in Europa (Soll
England von den Anglizismen befreit werden?). Der Verein möchte überdies nicht als
"nationalistisch" oder "revisionistisch" gesehen werden.
"Revisionismus" ist zwar kein Anglizismus, aber zumindest erklärungsbedürftig,
da sich das Wort auf verschiedenste Gebiete beziehen läßt. |
Insofern
entsprechen unsere Bemühungen wichtigen Kernforderungen einer europäischer
Sprachpolitik, z.B.
- Wahrung der nationalen Identitäten durch
Förderung der eigenen Nationalsprachen,
- Pflege und Weiterentwicklung des eigenen
sprachlich-kulturellen Erbes.
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Es
folgen ein paar leere Hülsen. Was heißt z.B. "Pflege und Weiterentwicklung
des eigenen sprachlich-kulturellen Erbes"? Ist das im Sinne der früheren DDR zu
verstehen, für die das "Erbe" ein zentrales Ideologem war? |
Wogegen
wir uns wenden |
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Wir
wenden uns dagegen, dass Produkte und Dienstleistungen ganz oder teilweise in
englischer Sprache ausgezeichnet, beschrieben und beworben werden, mit dem erklärten
Ziel, durch die Bildung eines Stammes von international gebräuchlichen Wörtern
Marktvorteile dadurch zu erlangen, dass Produktbezeichnung, Produktbeschriftung und
Produktbeschreibung nur noch in einer Sprache, nämlich in Englisch, ausgeführt werden
müssen. |
Wenn
soviele Menschen die aus dem Englischen stammenden Wörter nicht verstehen, wieso werden
dann "Produkte und Dienstleistungen ganz oder teilweise in englischer Sprache
ausgezeichnet, beschrieben und beworben"? Wenn ich die Produktwerbung, -beschreibung
und -auszeichnung nicht verstehe, weiß ich doch letztlich nicht, was mir angeboten wird,
so daß ich das Produkt nicht kaufe. Kein Anbieter würde es wagen, auf Dauer mit
unverständlichen Mitteln auf dem Markt zu agieren. Er kann es nur, weil die
englischsprachigen Bezeichnungen eingeführt sind. |
Was der Verein hier behauptet, ist in der Regel falsch bzw. trifft
nur für Randbereiche zu. Falls Produkte nicht Importwaren sind, dann sind sie in der
Regel überwiegend mit deutschen Texten versehen. Aber selbst die meisten ostasiatischen,
amerikanischen und Hersteller aus anderen Ländern bringen ihre Waren mit deutschen Texten
auf den Markt. Lediglich bestimmte Fachausdrücke werden im Original belassen (z.B.
"CD-ROM", "Tuner", "Equalizer"), die von den Käufern der
Computer bzw. Unterhaltungselektronik aber in dieser Form erwartet werden, weil sie sich
eingebürgert haben. |
Wir
wenden uns dagegen, dass zur Erreichung dieses Zieles die Bevölkerung gezielt
dahingehend manipuliert wird, dass ihr die Verwendung englischer Begriffe als Synonym für
Weltläufigkeit und Modernität suggeriert wird. |
In
der Argumentation des Vereins folgt nun der Manipulationsvorwurf. Die Bevölkerung will
eigentlich keine Anglizismen, sie ist nur so manipuliert worden, daß sie gar nicht anders
kann, als diese zu übernehmen. In Wirklichkeit ist es der Verein, der manipuliert, indem
er bestimmte Randerscheinungen heraushebt und sie als durchgängige gesellschaftliche
Realität hinstellt. |
Wir
wenden uns dagegen, dass dadurch ganze Bevölkerungsgruppen sprachlich ausgegrenzt
werden, weil sie keine hinreichenden Kenntnisse der englischen Sprache besitzen, um sich
am Markt zu orientieren und dass sie dadurch bei der Auswahl von Waren und
Dienstleistungen benachteiligt werden. Die Behauptung, die englische Sprache lasse sich zu
Werbezwecken besser verdichten, weisen wir als Schutzbehauptung zurück; wir
meinen, dass man mit Ideen und Sprachgefühl in deutscher Sprache ebenso wirkungsvoll
werben kann |
Hier
kommt pure Propaganda hinein: Niemand wird vom Kauf eines Produkts oder einer
Dienstleistung abgehalten aufgrund mangelnder Englischkenntnisse, allenfalls wegen seiner
sachlichen Unkenntnisse. Allein der Mangel an Finanzkraft hält Menschen davon ab zu
kaufen, was sie haben wollen. Im übrigen setzen
Werbetexter die deutsche Sprache durchaus produktiv ein, wenn sie z.B. von
"Aprilfrische" sprechen. |
Wir
wenden uns dagegen, dass auch Dienstleistungsbetriebe, auf deren Inanspruchnahme
jeder Bürger angewiesen ist, diesem Trend folgend englischssprachige Bezeichnungen
einführen und den Bürger dadurch zwingen, in einer Fremdsprache mit ihnen zu
kommunizieren (Beispiele: Servicepoint statt Auskunft bei der Bahn.) |
Die
sprachlichen Schnitzer von Telekom und Deutscher Bahn gehören sicherlich nicht zu den
Höhepunkten der Sprachkunst, lassen sich aber auch nicht verallgemeinern. Die
"Auskunft" ist im übrigen immer noch etwas anderes als ein
"Servicepoint", der laut Bahn folgende Bedeutung hat: Service-Points
ServicePoint - Der Mittelpunkt vom Bahnhof
An nunmehr 87 Bahnhöfen bilden die ServicePoints die zentrale Anlaufstelle für den
Kunden.
Alle Informationen rund um Reiseverbindungen, Zuglauf, Services sind hier für Sie
kostenlos erhältlich, an den größten Bahnhöfen sind wir sogar 24 Stunden für Sie im
Einsatz. Sie treffen also immer auf einen kompetenten
Ansprechpartner.
Bei Unregelmäßigkeiten stellen die Mitarbeiter Bescheinigungen aus und bemühen sich um
Kompensation.
Fahrkarten können Sie an den ServicePoints allerdings nicht kaufen, denn wir widmen uns
gänzlich Ihrer Beratung. (Quelle von 1999 nicht mehr auf der Homepage der Bahn AG) |
Wir
wenden uns dagegen, dass Berufs- und Industrieverbände und selbst Regierungsstellen
bevorzugt englischsprachige Schlagworte verwenden, wenn sie die Jugend ansprechen:
(Beispiel JUMP für ein Programm zur Lehrstellenbeschaffung und Think Ing.
für eine Werbeaktion für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge). |
Schlimmer
noch: "Die Jugend" wird teilweise mit Stellenanzeigen angesprochen, die
durchgängig auf Englisch gehalten sind. Leider gibt es heutzutage Jobs, die gute bis sehr
gute Englischkenntnisse verlangen. |
Was wir vorschlagen |
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Wir
schlagen vor, dass Begriffe und Redewendungen aus dem Englischen nur dann in die
Alltagssprache übernommen werden, wenn kein treffender Ausdruck in deutscher Sprache
vorliegt und sich ein solcher auch nur schwer bilden lässt.
Beispiele:
nicht Slow Motion |
statt Zeitlupe |
nicht Event |
statt Ereignis |
nicht Joint venture |
statt Firmenverbund |
nicht Highlight |
statt Höhepunkt, Glanzlicht |
aber doch Pullover |
statt Überzieher |
aber doch Hobby |
alternativ zu Steckenpferd |
aber doch Standard |
differenzierend zu Norm |
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Hier
beginnt die Tätigkeit einer Sprachpolizei. Zunächst werden "Vorschläge"
gemacht, welche englischsprachigen Wörter nur übernommen werden dürfen. "Slow
Motion" soll nicht verwendet werden, ebensowenig "Event", dafür muß man
"Zeitlupe" nehmen, was ohnehin üblich ist, und "Ereignis", obwohl
"Event" begrifflich enger gefaßt ist als "Ereignis". Daß ein
"Firmenverbund" auch etwas anderes sein kann als ein "Joint venture",
ist den Sprachhütern offenbar entgangen. "Steckenpferd" ist ein Wort, das
veraltet ist und schon deswegen gegenüber "Hobby" einen schlechten Stand hat.
Wer veraltete Wörter verwendet, evoziert auch das Veraltetsein, provoziert, gibt etwas
der Lächerlichkeit preis oder - ist naiv. "Norm" ist etwas ganz anderes als
"Standard". Mit dem
"Überzieher", laut Hermann Pauls "Deutschem Wörterbuch" ein
'Herrenmantel', ins Deutsche eingeführt Ende des 19. Jahrhunderts, hat der Verein voll
daneben getroffen. Wer dieses Wort heute benutzt, könnte auf Adressaten stoßen, die
darunter ein "Bekleidungsstück" für ein ganz anderes, eher männliches
Körperteil verstehen. - Den "Pullover" gibt es schon seit 1925. |
Wir
schlagen vor, in der Alltagssprache entbehrliche Anglizismen und Amerikanismen in
einer entsprechenden Liste (bzw. in einem entsprechenden Wörterbuch) zusammenzustellen. |
Hier
soll eine Schwarze Liste inkriminierter Wörter erstellt werden, mit der die Sprachpolizei
dann durch die Lande zieht. |
Wir
schlagen vor, dass die vorgestellten und erläuterten Ziele in Schulen, Hochschulen
und anderen Ausbildungsstätten, in Presse, Funk und Fernsehen sowie in den Behörden zum
Nutzen aller deutschsprechenden Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden. Aus diesem
Grunde suchen wir das Gespräch mit allen Verantwortlichen (Firmen, Behörden,
Journalisten, Werbeagenturen und Schriftstellern, Lehrern und Ausbildern,
Kultusministerkonferenz, Konferenz der Innenminister usw). |
Und
hier wird das politische Ziel angegeben: Bildungseinrichtungen, Medien, Regierungsstellen
und Behörden sollen aktiv die Anti-Anglizismuskampagne des Vereins umsetzen. Das ist nur
möglich, wenn man die entsprechende Macht hat, denn man kann solche Ziele - vermutlich
größtenteils gegen den Willen der Betroffenen - nur durchsetzen, wenn man ihnen die
Sprache vorschreiben kann. |
Wofür
wir eintreten |
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Wir
treten dafür ein, dass die deutsche Sprache als Lehr- und Wissenschaftssprache
erhalten bleibt, weil sie sonst ihre Fähigkeit verliert, sich der Moderne anzupassen und
auch ihre Assimilationskraft einbüßt, was der Tod jeder Sprache ist. |
Dazu
müßten die Wissenschaften in Deutschland entsprechende Leistungen bringen. Man kann
nicht ganze Wissenschaftseliten ausbürgern bzw. umbringen (in den 30er und 40er Jahren)
und danach jammern, daß Länder wie die USA nunmehr den Ton in der Wissenschaftswelt
angeben. Zudem sind Universitäts- und Wirtschaftsstrukturen in Deutschland so
verknöchert, daß viele junge Wissenschaftler, die Ideen umsetzen möchten, entnervt
aufgeben und in die USA auswandern, wo sie in der Regel mit offenen Armen empfangen
werden. |
Wir
treten weiter dafür ein, dass Deutsch, mit Abstand die am meisten verbreitete
Sprache in der Europäischen Union, ein gebührender Platz in der EU eingeräumt wird. |
Das
sollte doch nicht schwierig sein, da doch alle Europäer ihren gebührenden Platz haben
wollen, vielleicht manche gebührender als andere. |
Wir
fordern die Verbraucherverbände auf, die Interessen der Verbraucher in
dieser Hinsicht ... |
In
Hinsicht auf das Eintreten in der EU? auf das Eintreten für Deutsch als
Wissenschaftssprache? Liebe Sprachschützer! auch Deutsch will gelernt sein! |
...
zu vertreten; wir mahnen Firmen und Institutionen an, die ganz oder teilweise mit
englischsprachigen Texten werben und Waren in englischer Sprache bezeichnen, ihrer
Informationspflicht in der Landessprache nachzukommen. Wir vergeben Negativauszeichnungen
an diejenigen, die am deutlichsten gegen dieses Gebot verstoßen. |
Auch
der Verein verstößt gegen das "Gebot", sich verständlich auszudrücken. Seine
Sprache mag zwar noch für einen Besinnungsaufsatz in der Oberstufe hinreichen, aber
nicht, wenn man für das Deutsche werben will.
Außerdem: Verbraucherverbände sollen die Verbraucher vertreten und nicht die Interessen
der Sprachschützer. |
Wir
fordern Politiker, Literaten und Sprachwissenschaftler auf, die Bedrohung
unserer Sprache durch die Überschwemmung mit angelsächsischem Wort- und Sprachgut samt
fremder Grammatik und fremder Syntax wahrzunehmen und sich für den Erhalt der deutschen
Sprache als selbständige Kultursprache einzusetzen. |
Vor
einigen Jahren war es die "Asylantenschwemme", jetzt ist es die
"Überschwemmung mit angelsächsischem Wort- und Sprachgut samt fremder Grammatik und
fremder Syntax". Xenophobie nennt man das, zu Deutsch:
"Fremdenfeindlichkeit". Insbesondere die Literaten werden sich bedanken, sich zu
Bütteln fremder Herrschaftsansprüche machen zu lassen. |
Dabei
könnte den Politikern ein Blick auf unsere französischen Freunde nicht schaden. |
Die
"französischen Freunde" sind schon deswegen kein Vorbild, weil sie u.a. dazu
beigetragen haben, daß Deutsch keine EU-Amtssprache (mehr) ist. |
Wir
werden bevorzugt solche Waren kaufen, die in deutscher Sprache ausgezeichnet sind und
für die in deutscher Sprache geworben wird. Wir bleiben dabei selbst bemüht, englische
Wörter und Redewendungen nicht unreflektiert zu gebrauchen, und wirken auf unsere
Umgebung ein, dass sie sich gleichermaßen verhält. |
Da
kann man nur sagen: Kauft keine von "Weltläufigkeit" und
"Modernität" geprägten Waren mehr. Keine PCs, kein Cassettendeck (die
Amerikaner sagen dazu übrigens "tape deck"), keine Hifi-Anlage, keinen
Videorecorder ("videotape recorder" in der Herkunftssprache). Bei diesen
Beispielen zeigt sich ein starker Trend zur lautlichen Eindeutschung: [pe: tse:] statt
[pi: si:], [vide:o:] oder gar [fideo] (Kölsch) statt [video]. |